Esstörungen

  • Du hast in der Klinik keine Patient_innen mit Essstörung behandelt, möchtest Dich aber auch in diesem Bereich für die Zeit nach der Approbation gut aufstellen?
  • Dich interessieren Besonderheiten und Kniffe in der (ambulanten) Essstörungsbehandlung?
  • Du magst die Arbeit mit sehr jungen Patient_innen? Benötigst junge Patient_innen evtl. sogar im Rahmen der Zusatzqualifikation KJP?
  • Du benötigst noch einige (kostenlos) supervidierte Gruppenstunden zur Erlangung der Gruppenfachkunde?
  • Du möchtest Deine Finanzen ein wenig aufpolieren?
  • Du hast Interesse an einem kostenfreien Körperbildworkshop?
  • Du hast Freude an der interdisziplinären Zusammenarbeit?

Dann könnte der Essstörungsschwerpunkt eine gute Option für Dich sein!

Seit 2003 besteht in unserer Einrichtung ein Schwerpunktangebot zur Behandlung von Essstörungen. Unter der Leitung von Dipl.-Psych. Elisa-Maria Berger bieten wir im Essstörungsschwerpunkt Behandlungen an, die speziell auf Patient_innen mit Essstörungen aller Formen (s. unten) zugeschnitten sind. Wir ermöglichen eine verhaltenstherapeutische Kombinationsbehandlung aus Einzel- und Gruppentherapiesitzungen. Dabei achten wir darauf, dass Du besondere Expertise im Bereich der Essstörungsbehandlung unter Berücksichtigung störungsspezifischer Besonderheiten und Fallstricke erwirbst. Klassische Facetten sind hier u.a. der Umgang mit Gewichtszunahme bei Anorexie im ambulanten Setting oder Umgang mit exzessivem Sport.

Weiterhin besteht im Schwerpunkt die Möglichkeit, eine Gruppe anzuleiten und an speziellen kostenfreien Workshops (z.B. Körperbild) oder Schwerpunkttreffen zum vertieften Austausch teilzunehmen. Wir arbeiten mit Supervisor_innen zusammen, die langjährige Erfahrung in der Behandlung von Essstörungen aller Art haben und Du verdienst nebenbei 4 Euro Honorar je Sitzung zusätzlich.

Wenn Du also Lust auf die spannende Arbeit mit einem Störungsbild hast, das in dieser Form in der Allgemeinen Ambulanz nicht anzutreffen ist, zögere nicht Dich zu melden (Tel. 39208, berger(at)uni-mainz.de). Untenstehend findest Du einige weiterführend Informationen, melde Dich bei Interesse gerne, dann können wir im persönlichen Gespräch unverbindlich sehen, ob Dir die Arbeit im Essstörungsschwerpunkt Freude machen könnte.

Elisa-Maria Berger

Im Essstörungsschwerpunkt werden grundsätzlich alle Formen von Essstörungen behandelt, sofern sie klinisch relevant sind. Von einer Essstörung spricht man in der Regel, wenn der Umgang mit Essen oder das Verhältnis zum eigenen Körper gestört ist. Zur Orientierung haben wir Ihnen die häufigsten Essstörungsformen zusammengefasst, wobei Langzeitstudien zeigen, dass sich Essstörungspatient_innen zeitweise zwischen den drei häufigsten Formen der Essstörung (Magersucht, Bulimie und Binge Eating-Störung) hin- und herbewegen.
Betroffene mit einer Anorexia Nervosa haben in der Regel ein sehr niedriges Körpergewicht im Verhältnis zu ihrer Körpergröße (BMI* von 17,5 kg/m2 und darunter) und leiden unter großer Angst vor einer Gewichtszunahme. Gewicht, Figur, Essen und Kontrolle spielen eine sehr große Rolle im Alltag der Patient*innen. Dabei nehmen sie ihr Gewicht und ihre Figur häufig verzerrt wahr und fühlen sich trotz bestehendem Untergewicht zu dick (Körperschemastörung). Des Weiteren setzt bei Frauen die Regelblutung manchmal aus. Ab und zu versuchen Betroffene ihr Gewicht durch exzessiven Sport und/oder Abführmittel bzw. Appetitzügler oder Erbrechen zu reduzieren. Auch Essanfälle können in diesem Zusammenhang auftreten.

* Der Body Mass Index (BMI) ist ein Richtwert, der angibt, wie weit das Gewicht vom Normalgewicht abweicht und errechnet sich aus dem Gewicht in kg geteilt durch die quadrierte Körpergröße in m: BMI= kg/m².
Betroffene mit der Diagnose Bulimie leiden unter häufigen Essanfällen mit Kontrollverlust. Häufig essen sie während eines solchen Essanfalls große Mengen in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum, wobei sie die Kontrolle darüber verlieren, was und wie viel sie essen. Dies geschieht meist so lange, bis sich ein unangenehmes Völlegefühl einstellt. Nach einem Essanfall verspüren die Betroffenen oft Gefühle von Ekel, Traurigkeit und Schuld. Aus Scham essen sie häufig heimlich und nutzen Gelegenheiten, in denen sie alleine sind. Die Betroffenen machen sich große Sorgen um ihre Figur und ihr Gewicht und versuchen, mit Hilfe von Erbrechen, Fasten, Abführmitteln, Appetitzüglern oder exzessivem Sport einer Gewichtszunahme entgegen zu wirken. Die Diagnose Bulimia Nervosa wird gestellt, wenn solche Essanfälle mit Kontrollverlust und gegensteuernde Maßnahmen wie Erbrechen oder Fasten mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten auftreten. Finden keine Gegenmaßnahmen nach einem Essanfall statt, spricht man von einer Binge Eating Disorder.
Es gibt Essstörungen, die die Diagnosekriterien für eine Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa nicht voll erfüllen, aber trotzdem klinisch relevant sind. Hier wird die Diagnose einer atypischen Anorexie oder atypischen Bulimie bzw. einer nicht näher bezeichneten Essstörung vergeben. Eine Sonderform der nicht näher bezeichneten Essstörung ist die Binge Eating Disorder.

Patienten mit einer Binge Eating-Störung haben genau wie Patienten mit einer Bulimia Nervosa wiederholt Essanfälle mit Kontrollverlust. Im Unterschied zu Patienten mit Bulimie erbrechen Binge Eating-Patienten nicht nach den Essanfällen und ergreifen auch sonst keine gegensteuernden bzw. gewichtskontrollierenden Maßnahmen (z.B. exzessiver Sport oder Abführmittel). Die Essanfälle werden häufig durch unangenehme Gefühle, Stress oder Langeweile ausgelöst und werden von den Patienten als sehr belastend wahrgenommen. Eine Binge Eating-Störung wird diagnostiziert, wenn solche Essanfälle mit Kontrollverlust mindestens zweimal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten auftreten.

Auch der Verzehr zu großer Portionen aus emotionalen Gründen, das kontinuierliche Naschen während des gesamten Tages zum Trost oder zur Beschäftigung oder die Orthorexia nervosa (=zwanghafte Beschäftigung mit gesunder Nahrung und Verhaltensweisen) gehören zu den nicht näher bezeichneten Essstörungen und können bei uns behandelt werden.

Zusammenarbeit mit Ernährungsberater_innen, ärztlichen Kolleg_innen und stationären Einrichtungen

Im Rahmen ambulanter Essstörungsbehandlung ist eine Kooperation und ein regelmäßiger Austausch mit der mitbehandelten Ernährungsberatung oder dem (Fach-) Arzt hilfreich und notwendig, um den Patient_innen bestmögliche Hilfestellung zu leisten. Auch hierin wirst Du angeleitet werden. Zeitweise kann auch ein stationärer Aufenthalt indiziert sein. Auch dessen Einleitung oder die erfolgreiche Begleitung einer Rückkehr vom stationären Setting mit i.d.R. begleiteten Mahlzeiten hin zu deutlich mehr Eigenständigkeit der Patient_innen ins ambulante Setting können in der Behandlung eine Rolle spielen. Auch hierin erfährst Du Anleitung.