Angststörungen

Die Empfindung von Angst ist im Alltag überlebenswichtig, da sie unsere Aufmerksamkeit in Gefahrensituationen erhöht. Kommt es jedoch zu übermäßigen und unrealistischen Ängsten, die langfristig zu Störungen in wichtigen Lebensbereichen führen, spricht man von Angststörungen. Diese lassen sich unterteilen in Panikstörungen mit und ohne Agoraphobie, spezifische Phobien, generalisierte Angststörung und soziale Phobie.

Panikstörungen mit/ohne Agoraphobie

Panikattacken können völlig überraschend auftreten und gehen einher mit plötzlich einsetzenden unangenehmen körperlichen Symptomen wie bspw. Herzklopfen, Schwindel, Benommenheit, Schwitzen oder Atemnot. Diese werden begleitet von starken Angstgefühlen und bspw. Angst vor Kontrollverlust oder Tod durch Herzversagen. Die angstauslösende Situation wird dann meist schnell verlassen. Eine Behandlung ist indiziert, wenn die Betroffenen durch wiederkehrende Panikattacken oder damit verbundene Befürchtungen deutliche Beeinträchtigungen im Alltag erleben und ein Leidensdruck entsteht. Werden aufgrund der Panikattacken bestimmte Situationen vermieden, liegt zusätzlich eine Agoraphobie vor.

Agoraphobie bezeichnet die Angst vor Situationen, in denen man im Falle einer Panikattacke nur schwer oder auf peinliche Weise fliehen könnte oder keine Hilfe verfügbar wäre. Dies kann sich bspw. darauf beziehen, alleine das Haus zu verlassen, in einer Menschenmenge zu sein oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Aber auch körperliche Symptome, bspw. beschleunigter Herzschlag, spielen eine Rolle als Auslöser. Die Situationen werden entweder unter großem Unbehagen ertragen oder vermieden, was dann zu einer deutlichen Einschränkung im Alltag der Betroffenen führt. Häufig kommt es zu einer Erwartungsangst („Angst vor der Angst“) in den kritischen Situationen.

Etwa 2% der Bevölkerung entwickeln zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben eine Panikstörung ohne Agoraphobie, die Häufigkeit, dass eine Person im Laufe ihres Lebens an einer Panikstörung mit Agoraphobie erkrankt, liegt bei knapp 6%. Im Rahmen einer verhaltenstherapeutischen Behandlung von Angststörungen geht es neben der Informationsvermittlung zum Störungsbild um eine Erarbeitung individueller Strategien zur Angstreduktion und um die Ausweitung des Bewegungsradius. Dies schließt die Korrektur von Fehlinterpretationen körperlicher Symptome und die Konfrontation mit angstauslösenden Stimuli im Rahmen sog. Expositionsübungen ein (Konfrontation mit der Angst, z.B. Aufsuchen angstauslösender Situationen wie Zugfahrt oder Besuch einer Theatervorstellung bei der Panikstörung mit Agoraphobie, und Erleben des Angstrückgangs). Die Wirksamkeit der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Therapie bei Angststörungen wurde sowohl kurz- wie auch langfristig in verschiedenen Studien belegt.

Spezifische Phobien

Bei einer spezifischen Phobie steht die Angst vor konkreten Objekten oder Situationen im Vordergrund. Häufig treten Ängste vor Tieren (z. B. Spinnen, Hunden, Mäusen), Naturgewalten (z. B. Gewitter, Wasser) oder Situationen, in denen eine Gefahr vermutet wird (z. B. vor Höhe, U-Bahnen, Aufzügen, Tunneln oder Fliegen im Flugzeug) auf.

Ein weiteres Merkmal der spezifischen Phobie ist, dass die gefürchteten Situationen vermieden oder nur unter intensiver Angst ausgehalten werden. Gleichzeitig wissen die Betroffenen im Grunde, dass ihre Angst übertrieben ist und in Wirklichkeit keine oder keine große Gefahr besteht.

Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als sehr wirkungsvoll bei der Behandlung von Ängsten gezeigt. Dieser Behandlungsansatz zielt darauf ab, sich nach und nach den Situationen und Reizen, welche die Angst auslösen, auszusetzen. Dadurch können Betroffene erfahren, dass Ängste mit der Zeit abnehmen und ihre Befürchtungen sich nicht bewahrheiten. Zunächst werden in der Therapie gemeinsam mit den Patient*innen die Gründe für die Entstehung und Aufrechterhaltung ihrer Ängste erarbeitet sowie eine Aufstellung der verschiedenen angstauslösenden Situationen zusammengestellt. Dann erfolgt die Konfrontation mit den Angstreizen, die sich in der Regel steigert und zunächst „in sensu“ und dann „in vivo“ durchgeführt werden kann. Mittels häufig eingesetzter ergänzender kognitiver Therapiemethoden kann der*die Klient*in seine fehlerhaften Einschätzungen hinsichtlich der angstauslösenden Situationen lernen.

Die Angaben zur Häufigkeit der spezifischen Phobien sind in verschiedenen Studien sehr unterschiedlich. Demnach sind zwischen sechs und 15 Prozent der Bevölkerung in ihrem Leben von einer spezifischen Phobie betroffen. Die Angst kann in jedem Lebensalter beginnen, tritt aber in den meisten Fällen in der Jugend oder im frühen Erwachsenenalter zum ersten Mal auf. Ohne Behandlung bleibt die Angst meist dauerhaft bestehen.

Generalisierte Angststörung

Bei der generalisierten Angststörung leiden die Betroffenen unter einer anhaltenden, diffusen Angst, die mit vielfältigen Befürchtungen verbunden ist. Diese beziehen sich zum Beispiel darauf, dass einem selbst oder einer nahestehenden Person etwas Schlimmes zustoßen könnte. Auch gesundheitliche und finanzielle Sorgen sind häufig.

Die anhaltende Angst ist mit einer starken körperlichen Anspannung und verschiedenen körperlichen Symptomen wie Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Schwindel, Benommenheit oder Magen-Darm-Beschwerden verbunden. Häufig haben die Betroffenen Schwierigkeiten beim Ein- und Durchschlafen und sind übermäßig wachsam und schreckhaft. Dazu kommen oft auch psychische Beschwerden wie Ruhelosigkeit, Konzentrationsprobleme oder Reizbarkeit. Charakteristisch für die generalisierte Angststörung sind auch die so genannten Metasorgen – das heißt, die Betroffenen machen sich häufig auch Sorgen darüber, dass die ständigen Sorgen ihnen schaden könnten. Daher versuchen sie vielfach, die Sorgen zu unterdrücken – was aber paradoxerweise dazu führt, dass diese häufiger und stärker auftreten.

Als besonders wirksame Methode zur Bewältigung von Ängsten und somit auch der „Generalisierten Angststörung“ hat sich die kognitive Verhaltenstherapie bestätigt. Bei diesem Therapieansatz geht es in erster Linie darum, sich den Situationen oder Reizen, vor denen der Betroffene Angst hat, immer öfter zu stellen und aufgrund dessen zu erfahren, dass die Angst mit der Zeit abklingt und die befürchteten negativen Ereignisse ausbleiben.

Die Häufigkeit der generalisierten Angststörung liegt bei etwa vier bis sieben Prozent der Bevölkerung. Die Erkrankung beginnt meist schon in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter, oft entwickelt sie sich aber auch erst um das 40. Lebensjahr herum. Die Sorgen und körperlichen Beschwerden können zeitweise stärker oder schwächer ausgeprägt sein, bestehen aber ohne entsprechende Behandlung meist chronisch.

Soziale Phobie

Menschen mit einer sozialen Phobie haben Angst vor Situationen, in denen sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen oder in denen sie die Befürchtung haben, sich peinlich zu verhalten. Die Angst kann sich zum Beispiel darauf beziehen, einen Vortrag zu halten oder an einer größeren geselligen Runde teilzunehmen. Andere Betroffene haben Angst, in Gegenwart anderer Menschen zu essen oder zu schreiben. Wegen dieser Ängste vermeiden Menschen mit einer sozialen Phobie viele soziale Situationen. Darüber hinaus fühlen sie sich häufig wenig selbstbewusst, glauben, anderen unterlegen zu sein oder haben in vielen Situationen das Gefühl, vollständig zu versagen.

Die Angst ist häufig mit starken körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Atemnot, Schwitzen, Zittern, Übelkeit oder Harndrang verbunden. Dabei haben die Betroffenen große Angst, dass diese Anzeichen von Angst (zum Beispiel Erröten oder Zittern) von anderen bemerkt werden könnten. Wenn die Betroffenen bestimmte Tätigkeiten oder Aktivitäten ohne Gesellschaft angstfrei ausüben können, im Beisein anderer dabei jedoch Angst verspüren, ist das ein sicherer Hinweis auf eine soziale Phobie.

Die Angaben zur Häufigkeit der sozialen Phobie liegen in europäischen Studien bei 4 bis 12 Prozent der Bevölkerung. Die Erkrankung beginnt meist in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter. Im Gegensatz zu den meisten anderen Angststörungen sind Männer von einer sozialen Phobie genauso häufig betroffen wie Frauen. Ohne Therapie bleibt die Angst bzw. die Vermeidung von sozialen Situationen meist chronisch bestehen und kann sich mit der Zeit sogar noch steigern. Am besten geeignet für eine Behandlung ist die kognitive Verhaltenstherapie, diese kann den Betroffenen nachweislich und wirksam helfen.